Sonntag, 18. November 2007

Pensionserhöhung (veröffentlich Kronenzeitung 24.11.2007)

Wie eine "Made im Speck" ist mir Sonntag der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Markus Beyrer, vorgekommen, als er öffentlich u.a. gegen 2,9% Erhöhung für Mindestpensionen aufgetreten ist . Für mich menschenverachtend! Vermutlich kennt er die realen Zahlen nicht: alte Mindestpension € 726.-, neu € 746.-, was noch immer massiv unter der von der EU definierten Armutschwelle von € 900.- monatlich liegt.
Warum ist die Industriellenvereinigung nicht mit ähnlichen Worten, insbesondere des Populismus, schon vor Jahren und Jahrzehnten gegenüber der Politik, gleich ob rot oder schwarz aufgetreten? Seit Jahrzehnten liegt doch auf der Hand, dass der Crash kommen muss.
Das System, bei dem immer für die vorhergehende ältere Generation Pension bezahlt wird und nicht "ich für mich" Pension anspare, ist ein falsches!
Was will die IV jetzt mit Ihrer Kritik erreichen? Die Konflikte zwischen den Generationen schüren?
Niemand wird doch glauben, dass wegen dieser Kritik BK Gusenbauer & VzK Molterer einen Rückzieher machen werden! Wozu also? Damit die IV später sagen kann, "ich habe es ja eh gesagt"? Ein nicht wirklich konstruktiver Beitrag!

Kurt N.N.

1 Kommentar:

Nordberg hat gesagt…

Dieser Artikel war. u.a. als Leserbrief auch in der Kronenzeitung abgedruckt. Erstmals habe ich sogar Fanpost bekommen und auch eine Reaktion des Kritisierten per Mail:

Von: Beyrer Markus, Mag. [mail)
Gesendet: Dienstag, 20. November 2007 14:46
An: kurt@noe-nordberg.eu
Betreff: AW: Mindesrentner & 2,9%


Sehr geehrter Herr Noé-Nordberg!


Danke für Ihr Mail. Keinesfalls war durch meine in den Medien äußerst verkürzt dargestellten Aussagen intendiert, den Pensionistinnen und Pensionisten ihren Anteil am Wohlstandszuwachs streitig zu machen. Insbesondere bei den Beziehern kleiner Pensionen sind größere Erhöhungen gerechtfertigt. Dennoch machen wir uns - aus wie wir glauben guten, weil sachlich fundierten Gründen - Sorgen um die zukünftige Finanzierung des Systems und damit auch zum Erhalt des Generationenvertrags. Auch Stimmen aus der Politik meinen, dass in DIESEM Jahr die Erhöhung leistbar ist. Aber was ist in zukünftigen Jahren, wenn die Konjunktur, bzw.der wirtschaftliche Erfolg Österreichs, schwächer wird?


Als "echten Sündenfall" habe ich nicht die Erhöhung bei den Mindestpensionen gemeint, sondern das nicht Diskutieren der Auswirkung auf das bestehende System und für folgende Generationen. Unser Vorschlag war daher, die von der Pensionskommission vorgeschlagenen 1,7 Prozent Erhöhung durch eine (durchaus hohe) Einmalzahlung zu ergänzen, die von Jahr zu Jahr an die konjunkturellen Gegebenheiten angepasst wird (die Inflationsabgeltung soll und muss ohnehin erfolgen).


Ich habe mich auch diesbezüglich schon vor diesen Verhandlungen aber auch bei anderer Gelegenheit (z.B. Wirtschaftsgespräche in Alpbach, September 2007) in ähnlicher Weise geäußert: Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass wir einerseits - und das ist sehr erfreulich - länger leben (über den gesamten Zeitraum 2003 – 2050 und beide Geschlechter ergibt sich eine Steigerung der Lebenserwartung 65-jähriger um 4,6%., Quelle: Statistik Austria), dies aber andererseits auch Auswirkungen auf unser Pensionssystem haben wird. Ich habe mich daher dafür ausgesprochen, die Anpassungen des Pensionssystems der Tagespolitik "zu entziehen" und stattdessen eine gesetzliche Nachhaltigkeits-Regelung für die automatische Anpassung der Pensionen (und des Antrittsalters) einzuführen. In Deutschland ist solch eine Regelung seit 1.1.2005 in Kraft. Der deutsche Nachhaltigkeitsfaktor erfasst Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt und bei der Lebenserwartung und reguliert so die Rentenanpassung der Altersbezüge. Steigt die Lebenserwartung und damit auch die Zahl der Rentner, so wird eine Rentenerhöhung reduziert. Steigt hingegen die Zahl der Arbeitnehmer, so wirkt sich dies positiv auf die Rentenanpassung aus. Ich denke, dies wäre ein erster und wichtiger Schritt zur Sicherung unseres Pensionssystems und auch zum weiteren Erhalt des Generationenvertrags.


Ich hoffe damit ein wenig auf Ihr Verständnis für unsere Bedenken und meine diesbezüglichen Aussagen.

Mit besten Grüßen


Mag. Markus Beyrer